Blindenführhund
Diesen Hinweis wünschen sich Menschen mit einem Blindenführhund überall.
Häufige Fragen und Antworten:
Silke Larsen, Führhundreferentin im ABSV, ist täglich mit ihrem Führhund Chepi unterwegs und beantwortet einige der häufigsten Fragen:
Wobei genau hilft Ihnen Ihr Führhund?
Mit Chepi gelange ich sicher an mein Ziel. Sie gibt mir die nötige Ruhe und Gelassenheit. Unterwegs umgeht sie Hindernisse, erleichtert mir die Straßenüberquerung und sucht auf entsprechende Kommandos Fußgängerüberwege, Treppen und Türen.
Wo lernt der Hund all diese Dinge, die er für den "Dienst" benötigt?
Es gibt dafür Blindenführhundschulen, in denen die Tiere eine sorgfältige Ausbildung über sechs bis 12 Monate erhalten. Die weltweit erste Schule dieser Art ist übrigens vor über 100 Jahren in Deutschland entstanden.
Kann jede blinde Person einen Blindenführhund erhalten?
Jede blinde oder hochgradig sehbehinderte Person kann einen Blindenführhund beantragen. Die Voraussetzung ist, dass die betreffende Person selbst mit ihrem Blindenlangstock sicher unterwegs ist und dafür eine Schulung in Orientierung & Mobilität absolviert hat. Außerdem muss die blinde bzw. sehbehinderte Person körperlich und mental in der Lage sein, sich um ihren vierbeinigen Helfer zu kümmern. Der damit verbundene Aufwand ist nicht zu unterschätzen.
Woher weiß man, ob die blinde Person und der Führhund zusammenpassen?
Am Ausbildungsende gibt es einen Einweisungslehrgang für Hund und Mensch. Anschließend wird in einer sogenannten Gespannprüfung festgestellt, ob das Team harmonisiert und ob alle Sicherheitsbedingungen erfüllt sind.
Welche Hunderassen sind besonders für diese Aufgabe geeignet?
Generell müssen die Hunde selbstsicher, intelligent, zuverlässig, treu, gehorsam und gesellig sein. Dafür sind beispielsweise die gängigen Retriever-Rassen oder Schäferhunde gut geeignet, also Rassen, die keinerlei Aggressionspotential oder gesundheitliche Einschränkungen haben und groß genug für ihre Führungsaufgabe sind. Chepi wird oft für einen Pudel gehalten, aber sie ist ein Curly Coated Retriever. Doch auch Pudel sind als Blindenführhunde geeignet.
Woran erkennt man einen Blindenführhund?
Der Blindenführhund "im Dienst" trägt ein weißes Führgeschirr. Dessen Bügel ermöglicht es blinden Menschen, alle Bewegungen des Tieres zu erkennen und jeden Richtungswechsel sicher mitzumachen. Das Führhundgeschirr ist laut Fahrerlaubnisverordnung ein offizielles Verkehrsschutzzeichen, welches andere Verkehrsteilnehmende zu besonderer Vorsicht auffordert.
Ist Hilfe von Passanten erwünscht?
Unbedingt. Ich freue mich, wenn mir jemand die Grünphase an Ampeln oder die Linie an Bussen und Straßenbahnen ansagt, denn das kann mein Hund nicht erkennen.
Darf man den Blindenführhund überall mitnehmen?
Ja, zum Beispiel beim Einkaufen, in Restaurants, bei Arztbesuchen oder bei kulturellen Veranstaltungen. Ein Blindenführhund gilt als Hilfsmittel und hat daher Zutritt zu Orten, an denen Hunde sonst nicht erlaubt sind, wie in Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen. Vereinfacht gesagt, dürfen Blindenführhunde überall dorthin mitgenommen werden, wohin auch Menschen ohne spezielle Schutzbekleidung Zutritt haben, ein OP-Bereich käme demnach nicht infrage.
Müssen Blindenführhunde an die Leine genommen werden, wenn sie nicht "im Dienst" sind?
Wie alle Hunde brauchen auch Blindenführhunde Erholung und ausreichend Auslauf. Deshalb sind laut Berliner Hundegesetz alle Assistenzhunde von diversen Mitnahmeverboten sowie der Leinenpflicht ausgenommen.
Müssen Blindenführhunde in öffentlichen Verkehrsmitteln einen Maulkorb tragen?
Nein. In den Beförderungsbedingungen von Bussen und Bahnen ist geregelt, dass Blindenführhunde kostenfrei und ohne Einschränkungen wie Maulkorb mitgenommen werden können.
Wie verhält es sich mit dem unliebsamen Thema Hundekot?
Im Berliner Straßenreinigungsgesetz ist geregelt, dass die Anforderungen zur Beseitigung von Hundekot nicht gelten "für Menschen, die aufgrund dauerhafter körperlicher oder geistiger Einschränkungen oder Erkrankungen nicht zur Beseitigung von Hundekot in der Lage sind".
Aber auch blinden und sehbehinderten Menschen ist es ein Anliegen, dass die Straßen, Plätze und Parkanlagen sauber bleiben. Und den Kot sollte jeder aufnehmen, dem es möglich ist. Wenn mich jemand anspricht, dass mein Hund etwas hinterlassen hat, dann bitte ich die Person, mir die Hand zu führen, über die ich die Tüte gezogen habe. Dann nehme ich den Kot auch auf.
Worüber ärgern Sie sich?
Wenn Fremde meinen Hund streicheln, ihm Kommandos zurufen oder ihn gar erschrecken. Unschön ist auch, wenn andere Hunde an Chepi schnuppern, während sie "im Dienst" ist. Das lenkt den Führhund ab und dann kann er seine Aufgaben nicht erfüllen. Richtig ärgerlich ist es, wenn mich wegen meines Blindenführhundes ein Taxi auf der Straße stehen lässt oder ich eine Arztpraxis und ein Restaurant nicht betreten darf. Hier müssen wir noch viel Aufklärungsarbeit leisten.
Weitere Informationen:
Silke Larsen, Führhundreferentin im Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin (ABSV):
Tel. 030 895 88-0, E-Mail: fuehrhundgruppe[at]absv.de
Sehr informativ ist auch die Broschüre "Der Blindenführhund als Mobilitätshilfe für blinde und hochgradig sehbehinderte Menschen", die der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband (DBSV) herausgegeben hat und die Interessenten beim ABSV beziehen können.
Weitere Informationen gibt’s auf der Internetseite des DBSV unter:
www.dbsv.org/blindenfuehrhundhalter.html
Fotogalerie:
Zum Vergrößern oder zum Download der Fotos einfach auf das Bild klicken. Die Fotos sind frei verwendbar mit Nachweis: ABSV/Rändel
Fotos unten:
- Links: Blindenführhund mit Geschirr, einem anerkannten Verkehrsschutzzeichen.
- Mitte: Sicher unterwegs mit einem vierbeinigem Begleiter.
- Rechts: Auch Blindenführhunde benötigen Streicheleinheiten.
Fotos unten:
- Links: Der Blindenführhund findet sicher den Buseinstieg.
- Mitte: Die Straße kann am Zebrastreifen sicher überquert werden.
- Rechts: Der Blindenführhund darf mit ins Geschäft.
Fotos unten:
- Links: Barrieren werden sicher erkannt und umlaufen.
- Mitte: Der Blindenführhund warnt vor der nahen Bahnsteigkante.
- Rechts: Zur Erholung benötigen auch Blindenführhunde ausreichen Freilauf